Mercedes-Dieselmotor im Prüflabor

Hat der Diesel noch eine Zukunft?

Drohende Fahrverbote

Seit dem VW-Abgasskandal sind Autofahrer verunsichert: Kann ich noch mit gutem Gewissen einen Diesel kaufen?

 

Erste Städte drohen mit Fahrverboten für Selbstzünder an Tagen mit Feinstaubalarm – und die Konsumenten reagieren bereits: In den ersten vier Monaten 2017 sind in der Schweiz mit 37’252 Diesel-Fahrzeugen 5,7 Prozent weniger verkauft worden als in der Vorjahresperiode. Im April 2017 waren es gar über 15 Prozent weniger als im April 2016!

Mercedes-Dieselmotor im Prüflabor

Durch verschiedene Massnahmen wie Reibungsabsenkung und Abgasnachbehandlung soll der Diesel sauberer und sparsamer werden.

Nicht nur im Labor sauber

Steht der Diesel vor dem Aus? Die Autoindustrie malt am internationalen Wiener Motorensymposium ein anderes Bild. «Ich gehe davon aus, dass die Erfolgsgeschichte Diesel weitergehen wird. Man kann sehr saubere Diesel bauen, die auch bei den Realfahremissionen (RDE) bestehen», sagt Helge Schmidt vom TÜV Nord. So könnten durch weitere Reibungsabsenkung im Grundmotor und beim Antrieb der Nebenaggregate sowie durch eine Verbesserung der Turbos, der Einspritzung, des Thermomanagements und der Abgasnachbehandlung durch einen beheizten Katalysator mit wenig Strömungswiderstand die gefährlichen Stickoxid-Emissionen (NOx) weiter reduziert werden.
Mercedes hat viele dieser Massnahmen im neuen Vollaluminium-Diesel 220 d der E-Klasse bereits umgesetzt. Das Ergebnis: 13 Prozent weniger Verbrauch und eine deutliche Unterschreitung der EU6-NOx-Grenzwerte. Dies nicht im Labor, sondern in einem RDE-Test unter realen Strassenbedingungen, wie er ab Herbst bei allen Neuwagen angewendet wird. Den Test führte die deutsche Prüfgesellschaft Dekra durch. Auch beim neuen Sechszylinder-Turbodiesel, der erstmals ab Sommer in der überarbeiteten S-Klasse zum Einsatz kommt, werden die NOx-Grenzwerte im RDE eingehalten.

 

Mercedes-Dieselmotor im Prüflabor

Nach Ansicht der Experten des Wiener Motorensymposiums hat der Diesel eine Zukunft.

Schärfere Grenzwerte, höhere Kosten

Die Technik wie etwa die Abgasnachbehandlung mit der Harnstofflösung AdBlue hat allerdings ihren Preis, um den die Hersteller von Mittel- und Oberklassefahrzeugen aber nicht herumkommen. Auch der nach wie vor sehr teure Dieselhybrid könnte mit sinkenden Akkukosten wieder attraktiv werden, um die immer schärferen Grenzwerten einhalten zu können.